Das Verb ,,tun"
Frohes neues Jahr an alle! 2024 scheint wirklich wie gestern gewesen zu sein, oder? Nun, die Webseite feiert heute ihr 3-jähriges Bestehen! Damit kehrt auch der Deutschmangel-Beruhiger zurück, gleich mit einem interessanten Thema. Ab diesem Jahr werden wir uns nicht nur mit bestimmten Verben beschäftigen, sondern auch mit den ,,geheimen" Aspekten und Besonderheiten, die im Hintergrund verborgen sind. Heute geht es um das Verb ,,tun".

Das Verb ,,tun" (engl. ,,do") ist das Pendant zum altenglischen ,,dōn". Es hat eine betonte Form, die in den meisten Fällen das ,,machen" ersetzt. Zum Beispiel:
-> Was hast du gemacht? -> Was hast du getan?
Es ist, neben dem Verb ,,sein", das einzige starke Verb im ganzen Deutschen, das in der Grundform auf ,,-n" endet, sofern es nicht konjugiert wird. Schwache Verben wie ,,sammeln", ,,bewundern", ,,mogeln" usw. sind alle schwach.
Die weniger bekannte und heutzutage selten genutzte Funktion des Verbs ,,tun" ist jedoch seine Verwendung als Hilfsverb in Kombination mit anderen Verben. In den germanischen Sprachen ist es nicht ungewöhnlich, dass Hilfsverben verwendet werden, selbst bei den grundlegenden Zeitformen. Verben, die zusammen mit einem Hilfsverb stehen, erscheinen in der Regel unkonjugiert, weshalb Sprachen wie Norwegisch, Schwedisch, Dänisch und Englisch eine vereinfachte Konjugation aufweisen. Im Mittelalter verwendeten alle germanischen Sprachen in der Gegenwart anstelle der modernen Verbkonjugation einfach eine Form von ,,tun":
Nordgermanische Sprachen:
Da die nordgermanischen Sprachen archaischer sind, wurde der Unterschied zwischen ,,machen" und ,,tun" oft nicht getrennt, und sie bildeten die Konstruktion nicht mit einer einfachen unkonjugierten Form, sondern mit einer Form von ,,zu + Infinitiv", ähnlich wie im Deutschen:
Schwedisch: Han gör att sjunga.
Norwegisch: Han gjør å synge.
Dänisch: Han gør at synge.
Isländisch: Hann gerir að syngja.
Heute ist diese Konstruktion zwar noch möglich, aber üblicher sind vollständige Zeitformen wie im Isländischen: ,,Hann syngur".
Westgermanische Sprachen:
Hier hat sich diese Struktur am stärksten erhalten, insbesondere im Englischen in Frage- und Negationssätzen. Es hat sich noch nicht vollständig von der Konstruktion ohne Hilfsverb gelöst, insbesondere in negativen oder Fragesätzen:
Niederländisch: Hij doet zingen.
Englisch: He does sing.
Es ist natürlicher, wenn im Englischen der einfache Satz ,,He sings" verwendet wird, der schwache Konjugationsspuren durch das ,,-s" zeigt. Es ist wichtig zu bemerken, dass diese ,,Konjugation" in keinem anderen Verbmodus oder in anderen Zeitformen auftaucht.
Südgermanische Sprachen:
Im Gegensatz zu den westlichen ,,Verwandten" verwenden die südlichen Sprachen die Konstruktion für Verstärkung, meiden sie jedoch als eigenständige Form:
Deutsch: Er tut singen.
Luxemburgisch: Hie deet sangen
.
Es ist nicht typisch, aber in südlichen Regionen des deutschen Sprachraums kann der ,,würde + Infinitiv" durch ,,täte + Infinitiv" ersetzt werden, um eine konditionale Bedeutung zu vermitteln:
Er würde singen. -> Er täte singen.
Ostgermanische Sprachen:
Von den ostgermanischen Sprachen ist am wenigsten bekannt, da das Gothische und seine Verwandten bis Anfang des 18. Jahrhunderts fast ausgestorben sind. Die erhaltenen Daten deuten jedoch darauf hin, dass sie sich ähnlich wie die anderen drei Zweige verhielten:
Gotisch: Si izo singan.
Zusammenfassung:
Die Sprache hat sich vereinfacht. In vielen Fällen spielt das Verb "tun" heute noch eine hilfsverbliche Rolle in Fragen und Negationen, während es in anderen Sprachen hauptsächlich zur Verstärkung eines Verbs verwendet wird, ohne dass die Bedeutung des Verbs ,,tun" selbst auftritt. Im Deutschen und Altenglischen hatte ,,tun" auch Einfluss auf den Gebrauch des Konditional:
Altenglisch: Ic dyde sprecan. -> I would speak.
Deutsch: Ich täte sprechen. -> I würde sprechen.
Heute kann nur noch das Deutsche in bestimmten südlichen Regionen diese Konstruktion im Konditional verwenden, aber auch diese Struktur ist nicht sehr häufig. In der Gegenwart, in bejahten Sätzen, ist die Verstärkungsform in allen Sprachen möglich, aber sie wirkt natürlicher, wenn das Verb konjugiert wird. Besonders die nordgermanischen Sprachen (skandinavische Sprachen) vermeiden diese Konstruktion weitgehend.